Flugzeug entdeckt Rauchentwicklung: Bei Waldbrand bei Winterbach brennen zwei Hektar Aufforstungsfläche nieder
Ein Waldbrand zwischen Kreershäuschen und Münchwald sorgte am Dienstnachnachmittag, 28. Juli 2020, für einen umfangreichen Einsatz von Feuerwehren und Landwirten sowie des Rettungsdienstes, der Schnelleinsatzgruppen und der Drohnenstaffel des Landkreises Bad Kreuznach.
Der erste Alarm erreichte die Feuerwehren aus Spabrücken-Hergenfeld, Allenfeld und Wallhausen, für die Tanklöschfahrzeuge TLF 24/50 aus Bockenau und Rüdesheim sowie die Wehrleitung und die Führungsunterstützung der Verbandsgemeindefeuerwehr Rüdesheim um 14:30 Uhr. Ein Flugzeug hatte eine Rauchentwicklung im Waldgebiet nördlich von Spabrücken festgestellt und der Flugsicherung in Dietzenbach mitgeteilt. Die Flugsicherung gab die Meldung umgehend an die Integrierte Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst in Bad Kreuznach weiter, die wiederum den Alarm für die Feuerwehren auslöste. Die Rauchentwicklung war bereits aus weiter Entfernung sichtbar, so wurde sie unter anderem aus Feilbingert (VG Bad Kreuznach) gemeldet. Es war für die Feuerwehren ein glücklicher Umstand, dass der Brand durch das Flugzeug rechtzeitig entdeckt wurde und es nicht zu einem noch größeren Waldbrand gekommen ist. Die Brandursache ist nicht bekannt. Für die Feuerwehren war es der größte Waldbrand im Soonwald seit 1998.
Feuer breitet sich durch böigen Wind weiter aus
Die Brandstelle befand sich jedoch nicht bei Spabrücken, sondern in einem Waldstück, das sich 400 Meter nördlich der Landesstraße 230 zwischen dem Winterbacher Ortsteil Kreershäuschen und Münchwald befand und von einem Forstweg abzweigte. Eine Familie, die dort spazierte, wies die anrückenden Feuerwehrfahrzeuge in die Einsatzörtlichkeit ein. Als erste Einheiten trafen die Feuerwehren aus Spabrücken-Hergenfeld und Wallhausen am Einsatzort ein und stellten ein ausgedehntes Bodenfeuer im Bereich einer Aufforstungsfläche fest. Negativ wirkte sich der stark böige Wind aus. Noch während die beiden Wehren mit dem Aufbau des Löschangriffs beschäftigt waren, trieb der Wind die Flammen über einen Feldweg weiter. Die brennende Fläche hatte anfangs eine Fläche von rund 100 mal 35 Metern.
Einsatzleiter Christian Vollmer, Wehrleiter der VG Rüdesheim, veranlasste noch auf der Anfahrt zur Einsatzstelle durch die FEZ Rüdesheim die Alarmierung des Waldbrandtanklöschfahrzeug TLF 16/45 der Feuerwehr Waldböckelheim. Nach seinem Eintreffen an der Einsatzstelle forderte Vollmer aufgrund der vorgefundenen Brandfläche das Tanklöschfahrzeug TLF 20/40 der Feuerwehr Stromberg (VG Langenlonsheim-Stromberg) und das Wechselladerfahrzeug mit dem Abrollbehälter Löschwasser der Feuerwehr Bad Sobernheim (VG Nahe-Glan) zur Sicherstellung der Wasserversorgung nach. Zusätzlich ließ er die Feuerwehren aus Winterbach und Münchwald zum Aufbau von Wasserentnahmestellen in Kreershäuschen und aus einem Weiher im Wald alarmieren. Um sich einen Überblick aus der Luft zu verschaffen, wurde außerdem die in Frei-Laubersheim (VG Bad Kreuznach) stationierte Drohnen-Staffel des Landkreises Bad Kreuznach angefordert. Die Einsatzleitung vor Ort wurde im Einsatzleitfahrzeug der VG-Führungsstaffel und für die anrückenden Wehren wurde ein Bereitstellungsraum auf der Landesstraße 230 eingerichtet. Hierfür musste die L 230 für die Dauer des Einsatzes zwischen Kreershäuschen und dem Forsthaus Gebroth komplett gesperrt werden. Die Sperrung übernahmen die Feuerwehr Hergenfeld und die Polizei.
Bildung von Einsatzabschnitten, Forstamt unterstützt die Einsatzleitung
Den Erstangriff leiteten die Feuerwehren aus Spabrücken und Wallhausen mit mehreren C-Rohren ein. Dabei mussten die Einsatzkräfte um Spabrückens Wehrführer Heiko Zuck und den stellvertretenden Wehrführer Christian Knichel aus Wallhausen teilweise unter Atemschutz löschen, da die Rauchentwicklung massiv war. Unterstützt wurden diese Brandbekämpfungsmaßnahmen durch die Feuerwehr Winterbach. Hierdurch konnte eine Brandausbreitung in nördliche Richtung verhindert werden. Einsatzleiter Christian Vollmer bildete zwei Einsatzabschnitte nördlich und südlich des Forstweges, die von den Zugführern Martin Barth (Rüdesheim) und Thomas Thilmann (Wallhausen) geleitet wurden.
Forstamtsleiter Bernhard Frauenberger vom Forstamt Soonwald, Ulrich Nagel, Revierleiter des Forstreviers Entenpfuhl und Michael Veeck, Produktleiter Waldinformation, Umweltbildung und Walderleben beim Forstamt Soonwald waren sehr früh zur Einsatzstelle gekommen und unterstützten die Einsatzleitung vor Ort. Kreisfeuerwehrinspekteur Werner Hofmann und sein Stellvertreter Holger Schmidt waren ebenfalls vor Ort, die unter anderem frühzeitig Kontakt zum Kreisfeuerwehrinspekteur des Rhein-Hunsrück-Kreises aufgenommen und einen möglichen Einsatz weiterer Tanklöschfahrzeuge aus dem Nachbarkreis abgestimmt hatten. Zum Einsatz mussten die Fahrzeuge aus Simmern und Umgebung aber nicht kommen.
Bürgermeister Markus Lüttger war in seinem Urlaub zur Einsatzstelle geeilt und verschaffte sich frühzeitig einen Überblick über die Lage. Markus Lüttger dankte den Wehren für ihren umsichtigen Einsatz.
Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen eingerichtet, Landwirte helfen mit Güllefässern
Nachdem die Tanklöschfahrzeuge aus Bockenau, Rüdesheim, Waldböckelheim und Stromberg sowie das Wechselladerfahrzeug mit Abrollbehälter Löschwasser (AB-Wasser) aus Bad Sobernheim eingetroffen waren, konnte mit dem Pendelverkehr begonnen werden. Unterstützung bekam die Feuerwehr von den Landwirten Euler aus Allenfeld und Thilmann aus Spabrücken, die das dringend benötigte Löschwasser zusätzlich mit zwei Güllefässern mit Fassungsvermögen von 18.000 und 6.000 Litern anlieferten.
Das TLF aus Waldböckelheim wurde aufgrund seiner Geländegängigkeit auf dem Forstweg in die Brandbekämpfungsmaßnahmen eingebunden. Der AB-Wasser diente mit seinem Fassungsvermögen von 7.500 Litern als Puffer und verteilte das mit den TLF aus Bockenau, Rüdesheim und Stromberg sowie mit den Güllefässern angelieferte Löschwasser in die beiden Einsatzabschnitte.
Wind treibt Feuer erneut weiter, Nachalarmierung weiterer Einsatzkräfte
Der ständig drehende Wind trieb das Feuer im Einsatzabschnitt „Süd“ erneut weiter. Hier konnten Kräfte aus Waldböckelheim und Stromberg unter anderem durch den Einsatz eines Wasserwerfers eine Brandausbreitung erfolgreich niederschlagen. Da sich die Brandfläche mittlerweile auf zwei Hektar erstreckte und mit einem länger andauernden Einsatz gerechnet wurde, erfolgte die Alarmierung von weiteren Atemschutzgeräteträgern aus Mandel und Sponheim. Nach dem die Flammen weitestgehend gelöscht waren, nahmen die Feuerwehrkräfte umfassende Nachlöscharbeiten des glimmenden Waldbodens mit zahlreichen Rohren vor. Bewährt haben sich hierbei D-Schlauchleitungen, die auch in unwegsamem Gelände leicht einzusetzen und nachzuziehen sind. Mit Hilfe der Videos und Bilder der Drohne aus Frei-Laubersheim konnte sich die Einsatzleitung einen sehr guten Überblick über die betroffene Brandfläche verschaffen.
Forstmulcher gräbt Brandstelle um, Landwirte bewässern
Die Nachlöscharbeiten zogen sich bis gegen 19 Uhr hin. Danach konnten die Einheiten bis auf die Wehren aus Winterbach und Bockenau, die eine Brandwache übernahmen, nach und nach den Heimweg antreten. Das Forstamt Soonwald hatte zudem einen Forstmulcher einer Firma aus Sargenroth angefordert, mit dem die betroffene Brandfläche einmal komplett umgegraben wurde. Das martialisch anmutende Gerät leistete ganze Arbeit und hinterließ nach getanem Werk einen frisch gepflügten Waldboden. Durch die Landwirte wurde die Brandstelle und die angrenzenden Waldbereich nochmal ausreichend bewässert, um ein Wiederaufflammen möglichst zu verhindern.
Schnelleinsatzgruppen des Landkreises unterstützen die Feuerwehren
Aufgrund der sommerlichen Temperaturen war eine frühzeitige Versorgung der Einsatzkräfte mit Getränken wichtig, um einer Dehydration der Einsatzkräfte entgegenzuwirken. Für die medizinische Versorgung stand ein Rettungswagen der Schnelleinsatzgruppe des ASB in Bereitschaft. Das zweiköpfige RTW-Team musste aber nicht eingreifen, da es glücklicherweise keine verletzten Feuerwehrleute zu beklagen gab. Die Feuerwehr Rüdesheim brachte einen ersten Schwung an Mineralwasser zur Einsatzstelle. Die Schnelleinsatzgruppe Betreuung des DRK war mit 16 Einsatzkräften vor Ort und versorgte die Wehrleute nicht nur mit weiterem Mineralwasser, sondern auch mit belegten Brötchen und Fleischwurst, was nach den mehr als vierstündigen und anstrengenden Löscharbeiten dankbar angenommen wurde.
Wehrleiter Christian Vollmer lobt hervorragende Zusammenarbeit der mehr als 100 Einsatzkräfte
In der Einsatznachbesprechung gegen 19 Uhr lobte Wehrleiter Christian Vollmer die hervorragende Zusammenarbeit der zwischenzeitlich mehr als 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Forstamt, Landwirten, Rettungsdienst, Schnelleinsatzgruppen und der Polizei und dankte allen Beteiligten für ihren umsichtigen Einsatz. Christian Vollmer betonte ausdrücklich, dass sich die Vorhaltung von drei Tanklöschfahrzeugen in der VG Rüdesheim auch bei diesem Einsatz wieder mehr als bewährt habe.
Dienstleistungszentrum für Feuerwehr und Katastrophenschutz entlastet das Ehrenamt spürbar
Durch die Mitarbeiter des Dienstleistungszentrums für Feuerwehr und Katastrophenschutz (DLZ) in Rüdesheim wurde noch am Dienstagabend mit der Reinigung der eingesetzten Gerätschaften begonnen. Im DLZ konnten die am Einsatz beteiligten Wehren das verbrauchte Material direkt gegen „frische“ Geräte tauschen und so die Einsatzbereitschaft wiederherstellen und den Einsatz beenden. Wehrleiter-Stellvertreter Jörn Trautmann zeigte sich begeistert von der schnellen Arbeit des DLZ-Teams um Hans-Martin Grünewald. Bereits am Mittwochmorgen konnte beispielsweise die gewaschene Einsatzkleidung wieder von den Wehren abgeholt werden.
Am Mittwochmorgen musste die Feuerwehr Winterbach gegen 6:15 Uhr nochmals zu Nachlöscharbeiten ausrücken, da der Revierförster drei kleine Glutnester entdeckt hatte.
Text: Rouven Ginz, Pressesprecher Freiwillige Feuerwehr VG Rüdesheim